Zu viel Selen macht Haarausfall und brüchige Nägel

Ein Selenmangel ist ein seltener Zustand bei gesunden, gut ernährten Menschen.

Die Salze von Selenverbindungen wirken in größeren Mengen toxisch und führen zu Haarausfall und brüchigen Nägeln.

Eine Überfunktion der Schilddrüse und Morbus Basedow können durchaus lebensbedrohlich sein (Thyreotoxische Krise). Die Gefährlichkeit, die Autoimmunerkrankungen nachgesagt wird, ist jedoch bei der Hashimoto-Thyreoiditis nicht gerechtfertigt. Vielleicht gerade deshalb („Hier kann man nicht viel falsch machen“) tummeln sich auf dem Gebiet der Diagnosen (Krankheiten wäre zu viel gesagt) Hypothyreose und Hashimoto Geschäftsleute und Meinungsmacher der Medizin, die Behauptungen aufstellen, die einem wissenschaftlichen Nachweis nicht standhalten. Dazu zählt auch die Empfehlung einer Selen-Supplementierung.

Skepsis ist angezeigt
Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt in einer aktuellen Bewertung von Mineralstoffen in Lebensmitteln, über Nahrungsergänzungsmittel täglich nicht mehr als 30 μg Selen zusätzlich zuzuführen. Diverse Studien deuten darauf hin, dass organische Selenverbindungen im menschlichen Organismus anders verstoffwechselt werden als anorganische.

Anders als viele andere Substanzen in Nahrungs­ergän­zungs­mitteln reagiert Selen ab einer gewissen Menge toxisch: Ab einer dauer­haft erhöhten Zufuhr von mehr als 200 µg pro Tag sind Magen-Darm-Beschwerden, Nervenleiden, Zahn­probleme, Hautschäden, Haar­ausfall und Verlust der Nägel zu erwarten, also Symptome, die dann fälschlicherweise der Hashimoto zugeschrieben werden.

Eine Reihe von Untersuchungen, die die Frage stellen, ob eine Selensubstitution bei Patienten mit Autoimmunthyreoiditis Einfluss auf den Krankheitsverlauf nimmt, kommt zu dem Ergebnis, dass die Evidenzlage einer Selensubstitution bei Patienten mit Hashimoto unzureichend ist.
Eine Wirksamkeit ist bis jetzt also nicht bewiesen. Sie beruht lediglich auf Assoziationen und einigen Anwendungsbeobachtungen, die dann als wissenschaftliche Studien herausgegeben werden: z. B. "... soll die Einnahme von 200 µg Selen täglich eine Verbesserung der Beschwerden bei einer Hashimoto-Thyreoiditis bewirken" und auch die TPO-AK um bis zu 40 % senken.

Neuere Wissenschaftsstudien dagegen belegen eindeutig, dass eine langanhaltende Korrektur der Werte nicht erzielt werden kann, und dass lediglich subjektiv empfundene Beschwerden bei ca. 20 % der Befragten reduziert werden.
Resümee: Selen hat wie Vitamin D keine positiven Wirkungen bei Hypothyreose und Hashimoto. Denn 20 % Verbesserung schafft jedes Placebo.
Übrigens: Zinkmangel kommt in den Wintermonaten wegen des erhöhten Bedarfs in der Erkältungszeit (Zink hat insbes. antivirale Wirkungen) bei ca. 30 % der Menschen vor. Dass eine Substitution zum besseren Wohlbefinden und zu einer reduzierten Neigung zu grippalen Infekten führt, konnte bisher jedoch nicht bewiesen werden.

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